Der Rottweiler und die Stadt Rottweil

Hunde und "Rottweil" bilden eigentlich ein Begriffspaar.
Kein Wunder, daß schon im ersten Kapitel der Rottweiler Kunstgeschichte eine Hundedarstellung zu vermerken ist: Das berühmte Orpheus-Mosaik, das um 180 n.Chr. entstand und einstens eine vornehme Römer-Villa in Arae Flaviae, der ältesten Römersiedlung Baden-Württembergs mit Stadtrecht am Südrand des heutigen Rottweil zierte, zeigt einen schlanken Hund, der aufmerksam dem Saitenspiel des Sängers Orpheus lauscht. Daß seine Artgenossen im Römerstädtchen Arae Flaviae durchaus keine Ausnahmeerscheinungen waren, läßt sich an Hand von zahlreichen Tierknochenfunden nachweisen. Vermutlich waren diese Hunde mit ihren römischen Herren aus dem Mittelmeerraum an den oberen Neckar gekommen.
Auch zu Reichsstadtzeiten hielten die Rottweiler viel von ihren Hunden. Bürgermeister Heinrich Freyburger setzte auf seine Hunde "Weidmann" und "Pratsch" im Jahre 1504 sogar bei einer Lotterie; leider können wir nicht sagen, ob der hohe Herr mit seinen Losen auch gewonnen hat. Bereits 1468 brachten weiter zwei Rottweiler Bürger einen Hundediebstahl sogar bis vor die Erzherzogin Mechthild in Rottenburg, und als 1669 der Ratsherr Hans Jakob Pfister mit seinem Hund nicht so umging, wie sich dies schickte, mußte er sein Mandat niederlegen.
Wenn die Hunde in Rottweil in so hoher Wertschätzung standen, so hatte dies wohl vor allem seinen Grund darin, daß sie sich vielfach als Hüte-Hunde bewährten. Rottweil war bis ins 19. Jahrhundert ein ausgesprochenes Viehhandels-Zentrum, von wo Vieh und Schafe vor allem in den Breisgau, ins Elsaß und ins Neckarland getrieben wurden. Bei solchen Herdenzügen benötigte man zu Zeiten, wo es noch Räuber oder Wölfe gab und weite Landstriche kaum besiedelt waren, kräftige, ausdauernde, ruhige und kluge Hunde. Ein richtiger Rottweiler Metzger hatte deshalb gewöhnlich gleich mehrere Hunde, denn in den Händen der Metzger lag der Viehhandel hauptsächlich.
Auf die Bezeichnung "Rottweiler" trifft man in der Stadt am oberen Neckar erst spät. Dafür gibt es einen naheliegenden Grund: In Rottweil brauchte man ja nicht darauf hinzuweisen, daß ein Hund aus der Reichsstadt stammte. So ist anzunehmen, daß Hunde aus Rottweil zuerst außerhalb ihrer Stadt mit deren Namen belegt wurden, wenn sie die Viehherden aus ihrer Heimat begleiteten. Dies war sicher dann der Fall, wenn man feststellte, daß aus Rottweil hauptsächlich ein ganz bestimmter Hundetyp kam - eben der "Rottweiler".

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